Frühlingsidylle zum Start im AllgäuSamstag, 18.5.2013, Tag 0

Jetzt ist nun auch schon wieder 7 Jahre her, dass ein Team von 6 unserer Abenteurer auf Schottererlebnissen in Marokko war. Seitdem hatte es sich leider nicht mehr ergeben. Doch nun war es endlich wieder soweit: Unter dem Motto „Wir sind nicht zu alt für diesen Schotter“ brach erneut ein Team von 6 Abenteurern - dieses Mal nach Albanien - auf. 3 davon waren schon in Marokko dabei. 3 sind neu hinzugekommen - darunter erstmals eine Frau... 

Wie gewohnt sammelten wir uns - bei schönstem Frühlingswetter - wieder im äußersten Süden Deutschlands - dieses Mal in einem Gasthof bei Kempten. Zelten war für diese Tour nicht geplant, da unsere Quellen berichtet hatten, dass in Albanien - auch komfortablere - Hotelzimmer günstiger sind als die Zeltplätze in den Alpen, und es dort auch nur wenige Zeltplätze gibt. 

 

 

 

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(Pfingst)Sonntag, 19.5.2013, Tag 1

Bei nicht mehr ganz so sonnigem Wetter ging es los Richtung Süden. Wir nahmen den schnellsten Weg über Fernpass und Brennerautobahn. Der befürchtete Pfingstreiseverkehr stellte sich nicht ein. Wir kamen zügig voran. Leider begann es kurz vor dem Brenner so richtig zu schütten. Aber wie für Alpenüberquerer fast schon gewohnt, hörte es kurz nach Bozen auf, so dass wir wieder angenehmstes Frühlingswetter hatten. Das war auch gut so, denn wir hatten uns für heute eine Etappe mit 650 km vorgenommen. Es ging fast ausschließlich über Autobahnen. Daher erreichten wir pünktlich um 18 Uhr unser Etappenziel, ein Hotel in Rimini direkt an der Einkaufs- und Essmeile am Strand. Natürlich spazierten wir danach ausgiebig am berühmten, jetzt aber noch ungewohnt leeren Teutonengrill an der Adria und gingen ordentlich essen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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(Pfingst)Montag, 20.5.2013, Tag 2

Es war sonnig und schon knackig warm als wir weiterzogen. Die Autobahn führte immer zwischen Meer und dem schneebedeckten Gran Sasso Gebirge und den Abruzzen entlang. Wir kamen so gut voran, dass wir beschlossen ab der Mittagszeit auf Landstraßen auszuweichen. Nach einer Pause direkt am Strand machten wir einen Abstecher in den Sporn des italienischen Stiefels. Seit Pescara bewegten wir uns im Flachland. Nun kamen wir in ein Mittelgebirge und konnten einige schöne Kurven fahren, bevor es endgültig in die apulische Tiefebene vor Bari ging. In Bari schifften wir uns dann pünktlich in die Nachtfähre nach Albanien ein und bezogen unsere beiden Kabinen. 

 

 

 

 

 

  

al03Dienstag, 21.5.2013, Tag 3 

Bei strahlendstem Wetter lief die Fähre morgens in Durres ein. Aufgrund eines Insider-Tipps steuerten wir zum Frühstück ein 4-Sterne Hotel 1 km vom Fährhafen direkt am Meer an. Ein Frühstückbuffet, das bei uns sicher über 10 € gekostet hätte, gab es hier für umgerechnet 3,50 €. So kann es ruhig weitergehen... Unsere nächste Etappe war Shkoder im Norden des Landes, ca. 100 km von Durres entfernt. Die Straßen dorthin waren z.T. autobahnähnlich ausgebaut. Von den berüchtigten Baustellen blieben wir verschont. Um die Mittagszeit bezogen wir unser Quartier in einem reizvollen Hotel nahe der Innenstadt. Drei der Teilnehmer wechselten sogleich in Eigenregie ihre nunmehr abgefahrenen Straßenreifen gegen Stollenreifen aus, die sie auf der Fahrt hierher mitgebracht hatten. Abends ging die ganze Gruppe in die Fußgängerzone und ließ den Tag bei gutem Essen und Bier im Freien ausklingen. 

 

 

 

 

 

al04Mittwoch, 22.5.2013, Tag 4

Über Nacht hatte es geregnet und ein Temperatursturz eingesetzt. Als wir nun ohne Gepäck zu unserem ersten Schotterabenteuer aufbrachen, war es aber trocken mit sonnigen Abschnitten. Wir planten eines der wenigen Kultziele für Albanienfahrer anzusteuern, das Hochtal von Theth. Die berühmte Westrampe war wegen Schnee gesperrt, so dass wir die Südrampe fahren mussten, die nicht weniger anspruchsvoll, aber dafür wesentlich länger sein sollte. In der Tat kamen wir voll auf unsere Kosten. Felsige Piste mit vielen Pfützen und einigen matschigen Passagen in toller Landschaft. Es kam so richtig Freude auf, denn das war genau das, was wir gesucht hatten. Allerdings mussten wir feststellen, dass 50 km anspruchsvolle Piste hin und zurück zu viel für einen Tag sind. Zudem tat sich einer unserer Teilnehmer recht schwer, so dass wir nach 15 km umdrehten. Aber die insgesamt 30 km waren schon ganz gut für den Einstieg. Die Westrampe planten wir für morgen, zumindest bis zur Schneegrenze…

 

 

 

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Donnerstag, 23.5.2013, Tag 5 

…doch daraus wurde nichts. Es goss in Strömen. Und wenn es hier regnet, dann richtig. An eine Pistenfahrerei war nicht zu denken. So machten wir zu Fuß einen Stadtbummel durch Shkoder, immer wieder heimgesucht von heftigem Platzregen, aber auch mit einigen sonnigen Abschnitten. Zuletzt besichtigten wir die Rozafa-Burg, auf die die Einheimischen recht stolz sind.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

al06Freitag, 24.5.2013, Tag 6

Heute stand die Verlegung in das Landesinnere nach Elbasan an. Nach einigen Platzregenfällen während der Startvorbereitungen wurde es  freundlicher, und wir konnten bei weitgehend trockenem Wetter nach Elbasan fahren. Zwischendrin durften wir den chaotischen Stadtverkehr von Tirana kennenlernen. Das Schöne hier ist, dass es zwar durchaus chaotisch, aber recht gemächlich zugeht. Das macht das Ganze erträglicher als in vielen anderen Großstädten südlicher Länder. Highlight des Tages war der 800 m hohe Krraba-Pass zwischen Tirana und Elbasan. Die Ausblicke auf dem Kamm mit dem Nationalberg der Albaner im Hintergrund waren immer wieder überwältigend. Nachdem wir uns in Elbasan einquartiert hatten, ging es abends zu Fuß in die Innenstadt. 

 

 

 

 

 

Samstag, 25.5.2013, Tag 7

al07Das Wetter war sonnig und stabil. Und so brachen jetzt  die 4 fortgeschritteneren Fahrer auf die Pisten im Landeszentrum zu erkunden. Eine schöne kurvige Straße, auf der Landkarte weiß gezeichnet, weckte unser Interesse. Aber das mit den Straßenfarben in den Landkarten sollte sich noch öfter als Irreführung herausstellen. Wir fuhren fast 20 km nur besten Asphalt - und kein Ende in Sicht. Zwar eng und kurvig - aber deshalb waren wir nicht da. Umso eher waren wir bereit eine geschotterte Abzweigung einzuschlagen, die aber nirgends eingezeichnet ist. Das hätten wir besser lassen sollen…

Die ersten 2 km machten noch richtig Spaß. Doch dann ging die Piste in einen verfallenden Landwirtschaftsweg über, der alle an und über die eigenen Grenzen brachte - und den Transalps einige Schrammen. Es ging über gröbstes Geröll wie nach einem Lawinenabgang. Felsen mit Absätzen von bis zu einem halben Meter wechselten sich mit Bachbett-artigen Passagen mit enormen Seitenneigungen ab. Das Ganze endete nach 3 km auf einer Wiese. Bis wir die Transalps mit vereinten Kräften wieder zurückgefahren ( bzw. getragen) hatten, war es später Nachmittag. Also künftig keine uneingezeichneten Pisten mehr fahren… 

Abends war dann im Hotel das volle Kulturprogramm angesagt: Die After-Wahl-Party für die Miss Elbasan J

 

Sonntag, 26.5.2013, Tag 8

OK - wir haben gelernt. Heute fuhren wir wieder alle zusammen, und es war nur Asphalt geplant - zu erkennen an den roten und braunen Straßen in der Landkarte…

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Ziel war der Ohrid-See an der mazedonischen Grenze. Es war ein schönes Cruisen auf bestem Asphalt bei beeindruckender Landschaft. Richtig kurvig wurde es auf dem 937 m hohen Qafë Thana-Pass. Kurz danach konnten wir das Seepanorama bestaunen. In Pogradec aßen wir zu Mittag in einem Restaurant, das auf Stelzen auf dem See errichtet war. Um nicht dieselbe Strecke zurückfahren zu müssen, beschlossen wir das Gebirgsmassiv südlich auf einer „braunen“ Straße zu umfahren. Die Abzweigung von der Nationalstraße war gleich zu Anfang eine löchrige Asphaltpiste. Nach 10 km war es dann vorbei mit Asphalt. Zunächst ging es über eine relativ komfortable Piste durch die malerische Devoll-Schlucht. Doch nach ca. 20 weiteren Km war auch damit Schluss. Die Piste erreichte „Theth-Niveau“. Zudem fing es zu regnen an. Die Steine wurden rutschiger. Der Matsch fing an aufzuweichen. Das machte zwar Spaß, aber nicht allen gleichermaßen … Nach weiteren 20 km stießen wir wieder auf besten Asphalt. Zugleich kam die Sonne raus. Somit ging ein weiterer schöner Tag zu Ende…

 

Montag, 27.5. - Tag 9

al09Nach dem „Asphalt-Tag“ gestern wollten wir mal wieder richtig auf die Pisten. Dazu wählten die vier versierteren Fahrer eine Gebirgsstraße, die nördlich von Elbasan in einem großen Bogen nach Tirana führt. Es waren so um die 100 km. In der Tat dauerte es nicht lange, bis der Asphalt aufhörte, und der Schotter begann. Und dieses Mal passte alles: Eine wirklich anspruchsvolle Piste, die die volle Konzentration verlangte. Wir fuhren zumeist zwischen 1200 und 1400 Meereshöhe, was uns angenehme Temperaturen und z.T. traumhafte Aussichten bescherte. Anders als in Theth begegnete uns auf der ganzen Strecke kein einziges Auto. Was allerdings den Tag wirklich einzigartig machte, waren die Pfützen. Es hatte in den Bergen reichlich geregnet, und so waren gefühlte 500 Pfützen zu durchqueren, von denen viele schon eher den Charakter von Teichen hatten. 5-10 m lang und bis zu einem halben Meter tief, und dann gleich mehrere hintereinander. Das Wasser lief z.T. oben zu den Stiefeln rein - bei stehender Fahrhaltung! Das war krass. Aber es gab keine Ausfälle. Müde, aber hochzufrieden beendeten wir nach 65 km die Schotterpassage und stärkten uns in einem Restaurant in einem Vorort von Tirana. Um 19.00 saßen dann wieder alle beisammen im Biergarten beim Hotel. 

 

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Dienstag, 28.5. - Tag 10

Heute wollten wir die am Samstag aufgenommene Asphaltstrecke nach Osten bis zu ihrem Ende fahren und dort die Piste ein Stück weit Richtung Pogradec erkunden. Ein Stück weit, weil wir gestern fest-gestellt hatten, dass 65 km bei dieser Beschaffenheit einfach zu anstrengend sind, und wir endlich auch mal nachmittags wieder heimkommen wollten. Die Rechnung ging auf. Nach ca. 20 km schönster Asphalt-Kurverei begann der Schotter. Wir konnten wieder richtig schöne und anspruchsvolle Pisten fahren ohne uns zu verausgaben. Denn bereits nach 16 km beendeten wir das Abenteuer, zumal einer der Teilnehmer gesundheitlich angeschlagen war. Und so kam es, dass wir wie geplant um 14.00 Uhr am Hotel waren und mal so einen richtigen Faulenzer-Nachmittag einlegen konnten.  

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 29.5. - Tag 11

al11Heute war unsere letzter Tourentag in Albanien. Wir wollten wieder alle zusammen fahren - also Asphalt. So fuhren wir erneut durch das wunderschöne Shkumbin-Tal und über den Qafë Thana-Pass an ein kleines Fischerdorf am Ohrid-See. Unterwegs besichtigten wir einige der typischen albanischen Bogenbrücken. Das Fischerdorf war zwar idyllisch. Aber die erhoffte Strandpromenade nach unseren Vorstel-lungen gab es (noch) nicht. Lediglich ein Restaurant mit einem Bereich auf Stelzen auf dem See war vorhanden. Das Wetter war sehr angenehm. Und so konnten wir auf dem Rückweg auf der Ostseite des Qafë Thana-Passes noch einige richtige Kurvenorgien einlegen. Der Asphalt war ungewöhnlich griffig und die Fahrbahnbreiten wiesen fast schon Rennstreckenformat auf. Kaum zu glauben, was es hier alles gibt… 

 

 

 

Donnerstag, 30.5. - Tag 12

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Nach unseren vielen Abenteuern hieß es heute Abschied nehmen von Albanien. Da wir nur 100 km bis zur Fähre hatten, und die erst abends auslief, nahmen wir das zum Anlass einen Badetag an der Adria einzulegen. Dazu suchten wir einen richtig schönen Sandstrand ca. 30 km südlich vom Fährhafen Durres auf. Das Wetter war leider etwas unbeständig. Immer wieder gab es Platzregen, so dass es nichts mit Baden wurde. Dafür konnten wir relativ gut mit unseren vollbepackten Transalps den Strand befahren. Ein Erlebnis der besonderen Art. Der Sand war aufgrund des Regens und durch etwas Autoverkehr recht fest. So saßen wir in der Strandbar umgeben von unseren Motorrädern - bis zum nächsten Regenguss, den wir in einem Restaurant verbrachten. Pünktlich zur Kaffeezeit trafen wir im 4-Sterne-Hotel in Durres ein, in dem wir bei unserer Ankunft gefrühstückt hatten, und verbrachten dort die Wartezeit zur Fähre. Das war ganz angenehm, da immer wieder Platzregen die Region heimsuchte. 

 

 

al13Freitag, 31.5. - Tag 13

Bei allerschönstem Wetter traf die Fähre in Bari ein. Wie es sich gehörte, suchten wir in der Innenstadt eine Bar auf und frühstückten erst mal ausgiebig auf italienische Art mit Cornettis und Cappuccinos. Heute waren 650 km vorwiegend auf Autobahnen angesagt. Die Fahrt verlief erwartungsgemäß nicht spektakulär. Aber wir kamen schnell voran, und das Wetter hielt sich ganz gut. Abends quartierten wir uns in einem Hotel in Ravenna ein. Das letzte offizielle Abendessen dieser Tour fand in einer Pizzeria in der Nähe statt.

 

Samstag, 1.6. - Tag 13

Der offizielle Teil der Veranstaltung war mit dem Frühstück beendet. Bis dahin hatten sich bereits zwei der Teilnehmer verabschiedet. Der Rest fuhr nun gemeinsam Richtung Norden. Immerhin hielt sich das Wetter bis Bozen. Dann begann die Sintflut, die Mitteleuropa seit unserem Start vor 2 Wochen fest im Griff hatte. Die letzten drei Teilnehmer legten noch mal eine Übernachtung bei Garmisch-Partenkirchen ein und konnten sich abends bei Schnitzel und Haxn wieder an die deutsche Küche gewöhnen.

Damit ging die schotterreichste Tour zu Ende, die die Transalpfreunde jemals begangen haben. Weder Marokko noch unsere zahlreichen Alpentouren können da mithalten. Und mit Albanien haben wir ein wunderschönes und aufstrebendes Land kennengelernt, das jederzeit eine Reise wert ist. Nicht zuletzt konnte das Motto der Tour bestätigt werden:“ Wir sind nicht zu alt für diesen Schotter…“ J

Organisation: Georg Spindler

Fotos: Ingo Tiegs, Mike Tschumper, Frank Kuhn, Horst Mandel

 

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