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 „Wenn Zombies Auto fahren könnten, hätte ich „Land of the Dead“ in der Schweiz gedreht“

George A. Romero, amerik. Film-Regisseur

Am Anfang steht ausnahmsweise ein Zitat - eines das an vielen Stellen der Tour ganz gut passte. Aber ganz so dramatisch wollen wir nicht starten…

Samstag, 31.8.

os 0…denn es begann alles fast wie gewohnt - außer der Rekordbeteiligung von 18 Transalps. Und das zu einer Zeit sinkender Marktanteile. Schon mal vorweg ein Grund zufrieden zu sein…

Am späten Nachmittag trafen sich 13 der Teilnehmer auf einem Zeltplatz auf der Schwäbischen Alb nahe des kühnsten deutschen Autobahnabschnitts, des Drackensteiner Hangs. Fünf weitere Teilnehmer wollten direkt zu unserem Basislager in die Schweiz fahren. Nur noch drei Zelte standen da. Der große Rest hatte sich in Zimmern auf dem Platz und nahen Pensionen einquartiert. Wegen der einen Nacht wollten viele nicht mehr das Zelt aufbauen. In der Schweiz sollten es wesentlich mehr sein. Was auch anders war: Weil das Ziel so nahe wie noch nie war, mussten wir uns nicht an der deutschen Südgrenze treffen, sondern konnten uns - für die nördlicheren Teilnehmer angenehm - auf der geografischen Breite von Stuttgart einfinden.

Sonntag, 1.9.

os 1Das Wetter war leider nicht so beständig. Die Zelte mussten zum Teil im Regen aufgebaut werden. Nach dem originellen Frühstück in der nahen Hallenbad-Gaststätte gings los. Wir fuhren bei zumeist trockenem Wetter über wunderschöne Landstraßen der Schwäbischen Alb und des Allgäus. Immer wieder kamen wir in kurze Schauer rein, die kaum einen Regenkleidungshalt lohnten. Der größte Guss ereilte uns während einer Pause in Wangen. Kurz vor Lindau begaben wir uns auf die Autobahn und fuhren dort auch auf der österreichischen Seite weiter bis Feldkirch. So sparten wir uns für 4,80 € hin und zurück die fast ununterbrochenen Ortschaften im Rheintal. Die restlichen 70 km bis zum Ziel fuhren wir Landstraßen und vermieden so um die 34 € Maut in der Schweiz. Da es Sonntag war, kamen wir ganz gut voran. Am Abend waren dann alle Teilnehmer auf dem Zeltplatz in Flims auf 1080 m Höhe vereint. Wir bauten die nunmehr 9 Zelte auf, bezogen die drei Hütten und gingen danach gemeinsam zu Fuß in das nächste Restaurant. Es sollte das erste und letzte Mal auf dieser Tour sein, denn die Preise waren wirklich zum Davonlaufen… 

Montag, 2.9.

Nach einer kalten Nacht mit Temperaturen im einstelligen Bereich riss morgens die Wolkendecke auf, und strahlender Sonnenschein erwärmte uns während des schon traditionell üppigen Frühstücks bei den Zelten. Um 10 Uhr starteten wir dann zur ersten Tour Richtung Osten - und hier kommt Regisseur Romero ins Spiel… Es ist fast schon gespenstisch, was sich auf Schweizer Landstraßen abspielt. Tempolimit ist 80 km/h, an das sich aufgrund der hohen Strafen jeder hält. Da die LKWs dieses Tempo mühelos erreichen, und man mit einem Überholvorgang Haus und Hof riskiert, taumelt alles im LKW-Trott übers Land - auch die Sportwagen und Motorrad-Racer - und das im Land des Fritz Egli... Der Vergleich mit den Zombies drängt sich da wirklich auf.

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Nur gut, dass die Pass-straßen nicht zusätzlich begrenzt werden, denn dort ist man mit 80 auch ganz gut unterwegs. Unser erster Pass war der Lukmanier (1972 m), der nicht allzu spek-takulär ist, aber einen ganz guten Einstieg darstellt. So richtig kna-ckig wurde es dann auf der Südseite des San Bernadino (2065 m) mit ihren 43 Kehren, wovon etliche schon ganz schön eng sind. Nach einer Pause auf der Passhöhe ging es die Nordseite hinab. Nicht ganz einfach war es zeitweise die Bundesstraße zu finden, die z.T. nur durch einen Zaun getrennt an der mautpflichtigen Autobahn entlangführt. An manchen Stellen war sie nur noch einspurig und hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Landwirtschaftsweg. Eine letzte Rast machten wir in der berühmten Viamala-Schlucht. Davor konnten wir eine unerwartet schöne Kurvenorgie durch die weniger bekannte Roffla-Schlucht absolvieren. Kurz nach der Viamala gingen wir in Thusis im ALDI relativ günstig für Abendessen und Frühstück einkaufen.

Wie ebenfalls schon die letzten Jahre gewohnt kochten wir uns ein richtig gutes Abendessen. Das nötige Equipment hatten wir dabei. Wir kamen auf angenehme 9,- € pro Person für Abendessen, Umtrunk und Frühstück. Wie so oft ging ein perfekter Tag zu Ende.

Dienstag, 3.9.

os 3Nach einer weiteren kalten Nacht erwartete uns wieder ein absolutes Bilderbuchwetter. Gut gesättigt setzten wir uns alle nun in Richtung Osten in Bewegung. Kurz vor Chur bogen wir nach Süden ab auf die Bundesstraße Richtung St. Moritz. Hier war schon wesentlich mehr los als auf unserer gestrigen Route. Der erste Pass war der Julier mit 2284 m. Da die Laster bergauf nicht auf 80 km/h kommen, konnten wir sie recht schnell hinter uns lassen. Der Julier ist allerdings ein „schneller“ Pass. Es gab Kehren, in denen man fast ans Tempolimit kam. Für Kurvenspaß war dennoch ausreichend gesorgt. Besonders beeindruckend waren die hochalpinen Landschaften, die mühelos denen in den Dolomiten oder der Lombardei das Wasser reichen können.

Über die 22 wunderschönen Kehren des Malojapasses (1815 m) verließen wir das einzige Mal in dieser Woche die Schweiz zu einem kleinen Abstecher nach Italien. Allerdings ging es im 32° heißen Chiavenna (333 m Meereshöhe) gleich wieder bergauf zum Splügen-Pass (2113 m). Dieser sollte der schwierigste auf der ganzen Tour bleiben, da die Kehren z.T. enger und steiler als auf dem Stilfser Joch sind. Aber die Landschaftseindrücke - gepaart mit dem Bilderbuchwetter - waren natürlich wieder erste Sahne. Wir fuhren dann ein Stück der gestrigen Strecke mit Roffla- und Viamala-Schlucht und kauften abermals in Thusis ein. Natürlich gab es wieder ein super Essen. Der anschließende Umtrunk ging bis tief in die Nacht, auch wenn man sich warm anziehen musste.

Mittwoch, 4.9.

Ein weiterer wunderschöner Tag begann mit Sonnenschein ohne Ende. Zunächst ging es eine Weile in Zombie-Fahrweise durch das Vorderrheintal Richtung Westen. Ab dem Aufstieg zum 2044 m hohen Oberalppass wurde es dann interessanter. Vor allem die Abfahrt bot eine grandiose Aussicht ins Hochtal von Andermatt und umliegenden Berge. Dort angekommen gings auch gleich wieder hoch, nunmehr zum berühmtesten aller Alpenpässe - dem St. Gotthardt (2108 m). Die Strecke ist sehr gut ausgebaut. Erst auf den letzten Kilometern der Nordrampe konnte man auf das holprige Pflastersteinsträßchen abzweigen. Auf dem Pass machten wir wie schon 2004 unsere Pause. Die Südrampe war wesentlich interessanter, denn der Pflasterbelag ging nun über 38 Kehren. Das ist in den Alpen einmalig. Die Fahrt blieb weiter spannend. Auf der Passhöhe des Nufenen, dem mit 2478 m höchsten Pass dieser Tour, breitete sich das wohl großartigste Panorama unserer Veranstaltung vor uns aus: Gleich mehrere Viertausender der Berner Alpen sowie zwei Gletscher und aufgrund der klaren Luft alles zum Greifen nah. Auch die erfahrenen Alpenfahrer zeigten sich überwältigt.

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Im Rhonetal angekommen sollten sich uns gleich weitere Wahnsinnseindrücke bieten. Zunächst fuhren wir auf die Grimsel-Passstraße mit ihrer deutlich sichtbaren Trassenführung zu. Kurz davor ging es scharf rechts ab und wir fuhren auf die ebenso gut sichtbare Furkastraße zu. An der berühmten Kehre, an die noch bis vor 30 Jahren der Rohnegletscher heranreichte, machten wir dann unsere nächste Kaffeepause. Den Panoramablick durchs Tal genossen wir schon vor 11 Jahren. Nur das Wetter war nun besser und sorgte für glasklare Sicht. Über den Furka-Pass (2429 m) kamen wir wieder nach Andermatt und über den Oberalppass ins Vorderrheintal zurück. Die Fahrt in dem erwähnten Schweizer Fahrstil zur Feierabendzeit und bei nahezu 30° wurde dann zuletzt doch etwas anstrengend. Nach dem Einkaufen gab es wieder leckeres, selbstgemachtes Essen auf dem Platz. Die Nächte wurden nun auch immer wärmer. Man konnte gut eingepackt nun etwas länger draußen sitzen…

Donnerstag, 5.9.

os 5Den letzten Tag unserer Alpentour wollten wir gemütlich ausklingen lassen und hatten eine Route mit gerade mal 200 km eingeplant. Das Wetter war nach wie vor traumhaft. Wir fuhren komplett durch Chur ein Stück nach Osten und bogen dann nach Süden ab Richtung Flüela-Pass (2383 m). Vor dem eigentlichen Aufstieg pausierten wir in Davos, der mit 1560 m höchsten Stadt Europas. Die Passstraße erfüllte wieder alle unsere mittlerweile hohen Erwartungen an die Landschaft. Ganz so gigantisch wie gestern war es zwar nicht mehr, aber immer noch erste Sahne. Nach einem kurzen Stück durchs Engadin Richtung Westen bogen wir auch schon wieder nach Norden auf den letzten Pass unserer Tour ein: Albula (2312 m).

Hier gibt es zwei Besonderheiten. Die eine sind die Berge, die mit ihren Geröll-halden zuweilen an den Izoard in Frankreich erinnerten. Die andere Besonderheit war die Piste. Waren wir von der Schweiz hervorragenden Asphalt und nie allzu schmale Straßenbreiten gewohnt, sollte sich das hier komplett ändern. Das Sträßchen war an vielen Stellen sehr holprig und einspurig. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens musste man vorsichtig um die Kurven herumfahren, wenn man mal gerade den Blickkontakt zu seinem Vordermann verloren hatte. Aber wir wollten ja was erleben.

Nach Thusis kamen wir jetzt mal nicht von der Viamala her, sondern von der Ostseite. Aufgrund der kurzen Strecke war es gerade mal 16.00 Uhr, als wir einkaufen gingen und noch ziemlich viel von der Mittagshitze abbekamen. Aber letztendlich genossen wir es mal etwas zeitiger zurück zu sein. Der letzte Abend verlief wieder bei gutem Essen in der geselligen Runde.

Freitag, 6.9.

os 6Das Wetter war wieder unbeschreiblich schön. Die Zelter kamen nun beim Abbau auf der schattenlosen Wiese ordentlich ins Schwitzen. Nach und nach leerte sich das Areal. Im Nachhinein können wir feststellen, dass man auch in der Schweiz wunderschöne und preislich interessante Motorradurlaube verbringen kann - entsprechende Organisation vorausgesetzt. Die Panoramen und die Straßenqualität sind zudem Spitzenklasse. Vielleicht sollten wir keine 20 Jahre mehr warten…

Organisation: Georg Spindler, Ute Göbelt

Fotos: Carsten Diem, Michael Franken, Peter Göbelt, Mike Tschumper, Michael Ulsamer

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