Die 20. Alpentour seit unserem Bestehen hatte das Trentino zum Ziel. Die Entfernung von der Heimat war so kurz wie letztes Jahr, weil wir unser Basislager noch in Südtirol, südlich von Bozen, aufschlugen. Nur dessen Höhe war nun deutlich niedriger und ließ angenehme Temperaturen erwarten. Wir sind ja schließlich lernfähig :-)

Samstag, 27.8.

In Deutschland war in der Nacht zuvor eine kurze, aber heftige Hitzewelle zu Ende gegangen. Umso unangenehmer wurden der Temperatursturz von ca. 20° sowie das wechselhafte Wetter bei der Anfahrt empfunden. Dafür erfolgte der Zeltaufbau bei Kempten im Trockenen, und auch die Sonne zeigte sich wieder öfter. Direkt gegenüber des Campingplatzes war die Pension, in der unsere „Hotelschläfer“ untergebracht waren. Dort fanden wir uns dann auch alle zum gemeinsamen Abendessen ein. Wie immer war die Wiedersehensfreude groß, und die Planungen der folgenden Tage wurden intensiv diskutiert.

Sonntag 28.8.

Pause beim berühmten Kirchturm am ReschenpassBeim Aufstehen erwartete uns strahlender Sonnenschein. In der Pension gab es ein reichhaltiges Frühstück - auch für die Zelter -, so dass wir gut gestärkt und gelaunt gen Süden starten konnten. Übers Tannheimer Tal kamen wir nach Österreich und konnten zur Einstimmung gleich mal das Hahntennjoch fahren. Wir kamen so richtig in Schwung um gleich danach das Timmelsjoch anzugehen. Allerdings stellte sich auf dem Weg dorthin heraus, dass es wegen einer Veranstaltung über die Mittagsstunden gesperrt war. Wir mussten also ein Stück zurück und die Route über den Reschenpass einschlagen. Na ja, die relativ geringe Entfernung zum Ziel ermöglichte es, dass wir trotz Verlust von 2 Stunden nicht allzu spät ankommen sollten. 

Auf dem Reschenpass machten wir die obligatorische Fotopause bei dem berühmten Kirchturm im See. Danach war der Spaß allerdings weitgehend vorbei. Es ging durch das berüchtigte Etschtal: Endlose Autokolonnen, viele Ortschaften, wenig Überholmöglichkeiten. Erst ab Meran wurde es wieder entspannter auf der 4-spurigen Maut-freien Bundesstraße. Um 18 Uhr kamen wir in Leifers bei Bozen auf dem Zeltplatz an und quartierten uns in die Hütte ein bzw. bauten die Zelte auf. Gut war, dass wir nun auf 290 m Meereshöhe waren - anders als letztes Jahr. Hier herrschten sommerliche Temperaturen mit 25°. Nach dem Abendessen in der Zeltplatzgaststätte konnten wir noch bis tief in die Nacht draußen bei den Zelten sitzen und den Tag ausklingen lassen. 

Montag, 29.8.

Ein herrlicher Sommertag zeichnete sich ab. Das Frühstück konnten wir wie in alten Zeiten zwischen den Zelten einnehmen. Die Lage im Etschtal erwies sich hierbei als vorteilhaft: Morgens dauerte es eine Weile, bis die Sonne über den Bergen aufging, so dass es nicht allzu heiß wurde. Erst als wir um 10 Uhr losfuhren, kam sie raus. Erster Programmpunkt heute war das legendäre Stilfser Joch. Da waren wir zuletzt 2002.

Weniger berühmte Westseite vom Stilfser Joch - kann sich doch auch sehen lassen.Und wie damals mussten wir wieder feststellen, dass die berühmte Ostseite zwar landschaftlich traumhaft ist, aber fahrtechnisch einfach nicht wirklich Spaß macht. Die Rechtskehren konnten meistens nur im 1. Gang genommen werden und wurden zudem von viel Gegenverkehr aller Art erschwert. Oben war dann das ewige Volksfest angesagt. Nicht unbedingt schön, aber immer wieder interessant. Wie schon 2002 stellten wir erneut fest, dass die weniger bekannte Westrampe sehr viel schöner zu fahren ist. 

In Bormio ging unsere Route unmittelbar in die Gavia-Straße über - mit immerhin 2621 m fast so hoch wie das Stilfser Joch. Das absolute Highlight hier waren auf der Südseite die sehr enge Piste und die vielen ausgesetzten Stellen mit beeindruckenden Abgründen von einigen Hundert Metern. Kaum im Tal angekommen fuhren wir gleich wieder den weniger bekannten Tonale hoch. Mit 1884 m beeindruckt er zwar kaum. Allerdings bietet die Westauffahrt wunderschöne Serpentinen, die man im 3.-Gang nur durch Gasdosierung ohne Bremsen - und das auf der letzten Rille - befahren konnte. So eine Fahrerei macht halt wesentlich mehr Spaß als durch enge Kehren zu balancieren. Die weitere Strecke am Lago di Cles vorbei verlief schön kurvenreich. Den Abschluss bildete die Abfahrt vom Mendola wieder ins Etschtal hinunter. Die Kehren waren relativ weit, so dass hier auch noch mal richtig Kurvenfreude aufkam. Lediglich die traumhafte Aussicht ins Tal hinunter ließ uns im Kurvenrausch etwas einhalten. 

Im Tal angekommen wurde es dann richtig heiß. Wir schätzten uns glücklich, dass die Touren meist in 1000 m Höhe und darüber stattfanden. Dafür konnten wir uns nach unserer Ankunft um 18.00 Uhr noch mal ausgiebig im Swimming-Pool des Zeltplatzes abkühlen. Abends gingen wir zu Fuß ins Städtchen, wo wir nach 200 Metern auf eine nette Gartenwirtschaft stießen. Dort ließen wir es uns bis spät in die Nacht hinein bei angenehmen Temperaturen gutgehen. 

Dienstag, 30.8.

Transalper am Gipfelkreuz des Manghen-PassesHeute gings buchstäblich vor der Haustüre nach Osten hoch Richtung südliche Dolomiten. Der Aufstieg war zunächst etwas mühsam aufgrund starken LKW-Verkehrs. Erst bei Cavalese, wo es zum Manghen abging, wurde es wieder ruhiger. Der Manghen mit seinen 2047 m gehört zu den weniger bekannten Pässen. So konnten wir wesentlich entspannter fahren als gestern. Allerdings ist die Nordseite weitgehend einspurig. Dabei waren die 1.-Gang-Rechtskehren weniger problematisch als einzelne Autos, die uns nach „normalen“ Kurven auf der einzigen Spur entgegenkamen. Da kam doch das eine oder andere Mal etwas Nervosität auf. Auf der Passhöhe genossen wir natürlich die wunderschöne Aussicht bei einer kurzen Pause. Die Abfahrt in den Süden war besser ausgebaut und machte auch kurventechnisch mehr Spaß. 

Der Spaß wurde nun durch den nächsten Pass, den Brocon, getoppt. Mit 1615 m ist er zwar nicht sehr spektakulär. Aber der Kurvenspaßfaktor ist enorm: Unendlich viele Kurven und keine Spitzkehren. Die Freaks konnten es nun so richtig krachen lassen. Die Straßen waren gut ausgebaut und einige Kehren konnten sogar noch im 3. Gang genommen werden. Zudem war hier wirklich wenig los. Fast schon erschöpft nach der Kurvenorgie begingen wir unsere Mittagspause. Danach stand der schon etwas bekanntere Rolle (1979 m) auf dem Programm. Mittlerweile war die Sonne verschwunden, und dicke, schwarze Wolken brauten sich vor uns zusammen. Es blieb aber trocken. Die Strecke ist gut ausgebaut und auch schön kurvig. Nur stört halt der LKW-Verkehr das Idyll. Auf dem Pass oben wurde es so richtig frisch, ca. 10°. So hielten wir es nicht lange aus und schauten, dass wir ohne weitere Pausen auf dem schnellsten Weg ins Etschtal zurückkamen. Dort war es wieder knackig heiß und sonnig. Die Regenfront war in den Bergen geblieben. Was will man mehr. Abends brutzelten wir uns selbst was und saßen bei angenehmen Temperaturen noch lange draußen. 

Mittwoch, 31.8.

Postkartenmotiv RosengartenDen dritten Tag wollten wir etwas gemütlicher angehen als die letzten zwei - also eine Tour mit weniger als 200 km. Dazu starteten wir zunächst nach Norden und fuhren durch die südlichen Stadteile von Bozen. Kurz danach bogen wir ab Richtung Karerpaß hinein in die Dolomiten. Gleich zu Anfang beeindruckte uns eine faszinierende Schlucht. Auch die weitere Streckenführung war sehr schön und kurvig. Nur hatten wir hier einen ähnlichen Auto-, LKW- und Busrummel wie gestern beim Aufstieg. So richtig genießen konnten wir die Strecke nicht. Auf dem Pass bei 1745 m genossen wir kurz die fantastische Aussicht auf den Berg „Rosengarten“, eines der häufigsten Dolomiten-Motive. Die nächsten beiden Pässe San Pellegrino (1918 m) und Valles (2033 m) sind in der Szene relativ unbekannt und waren dementsprechend wenig befahren - eine Wohltat nach dem Karerpass. Dafür hielten sich die Kurvenerlebnisse in Grenzen - kein Vergleich zu gestern. Nach einer Kaffeepause in Predazzo war der letzte Pass für heute dran, der Lavazè mit 1805 m. Es erwarteten uns wieder wunderschöne Kurven, leider viel zu wenige. Bereits um 16.00 Uhr waren wir wie geplant auf dem Zeltplatz und konnten den Tag gemütlich ausklingen lassen. Abends aßen wir bei den Zelten und genossen noch lange die warme Sommernacht. 

Donnerstag, 1.9.

Transalper am GardaseeWie schon im letzten Jahr wollten wir die Kultur nicht zu kurz kommen lassen. Aufgrund der Nähe bot sich ein Besuch des berühmten Gardasees an. Es gab tatsächlich Teilnehmer, die noch nie dort waren. Natürlich fuhren wir nicht den kürzesten Weg durchs Etschtal hin, sondern machten einen Schlenker durch das Avisio-Tal zwischen Cavalese und Trento. Die Straße versprach wunderschöne Kurven am Hang entlang hoch über dem Flusslauf. Leider wurde das Vergnügen getrübt durch einsetzenden Regen, der uns auch die ganze Strecke bis Trento begleitete. Auch die nächste geplante Kurvenorgie - die Serpentinen nach Vanezze - östlich von Trento war aufgrund nasser Straßen nur eingeschränkt durchführbar.

Wenigstens hörte der Regen auf, so dass wir die schönen Aussichten genießen konnten. Nach einer Pause ging es dann geradewegs auf die Bundesstraße Richtung Riva am Nordende des Gardasees. Der Regen hatte uns doch ziemlich Zeit gekostet. Je näher wir nun an den See kamen, umso sonniger und wärmer wurde es. Dort angekommen war es richtig mediterran - so wie man es sich vorstellt. Wir begingen einen Bummel durch das Stadtzentrum mit seinem Hauptplatz direkt am See. Dazu gehörte natürlich auch eine ausgiebige Pause in einem Eiscafé und die Beobachung der ganzen Szenerie. Gut erholt ging es dann an den Rückweg. Dieser erfolgte auf die schnellste Weise - über die Autobahn. Das Abendessen nahmen wir in der Zeltplatzgaststätte ein, bevor wir den Tag in der lieb gewonnenen Runde zwischen den Zelten ausklingen ließen. 

Freitag, 2.9.

Panorama und Kehren auf der Südseite des TimmelsjochsDer Tag des Aufbruchs begann schöner als der gestrige. Die Wolken sahen nun wesentlich freundlicher aus. Das war auch gut so, denn wir wollten die auf der Herfahrt verpasste Tour über das Timmelsjoch nachholen. Immerhin blieb der größte Teil der Teilnehmer noch ein ganzes Stück der Rückfahrt zusammen. Zunächst ging es durch Meran und das Passeiertal hindurch etwas zäh. Das änderte sich allerdings schnell nach der Abzweigung zur Timmelsjochstraße. Hier kann man zwar auch nicht gerade von Kurvenorgien sprechen. Dafür wurden wir mit fantastischen Aussichten belohnt - immerhin kamen wir bis auf 2507 m hinauf. Ein Regengebiet streifte uns nur knapp, so dass wir trocken am offiziellen Trennungspunkt bei Imst ankamen. Ab da erfolgte dann die endgültige Trennung. 

Organisation: Georg Spindler

Fotos: Mike Tschumper, Gaetano Totta, Ingo Tiegs, Peter Göbelt

Video: Ingo Tiegs 

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Und hier gibts ein hübsches Video dazu von Altmeister Ingo